Nuklearblast

DIE WAHRHEIT ÜBER DIE REUNION

Diesen Sommer wird das erfolgreiche Achtziger-Line-up von ANTHRAX wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Die Gründe dafür erläutert Gitarrist Scott lan - und überrascht mit Erklärungen jenseits von Geld, Ruhm und Ehre.

"Natürlich werde ich Stücke wie 'Only' und 'Safe Home' vermissen, wenn wir auf dieser Reunion-Tour nur Songs aus der Zeit bis 1991 spielen!", bestätigt ANTHRAX-Sprachrohr Scott lan. Seine Band wird diesen Sommer in dem Line-up auftreten, mit dem sie während der Achtziger groß geworden ist. Das heißt: Sänger Joey Belladonna kehrt ebenso zurück wie Lead-Gitarrist Danny Spitz und der erst 2003 ausgeschiedene Bassist Frank Bello. Komplettiert durch die Ur-Mitglieder lan und Charlie Benante (Drums), war diese Besetzung von 1985 bis 1991 aktiv. Sänger John Bush, seit 1993 dabei und damit am längsten aktiver ANTHRAX-Frontmann, wird bei der Reunion jedoch genauso fehlen wie

Soloklampfer Rob Caggiano. "Wir gehen einfach auf Tour und spielen die alten Songs - das ist der einzige Plan derzeit", stellt Scott am Telefon aus L.A. klar. Ein neues Studioalbum der Altbesetzung ist deshalb keinesfalls sicher, eine Live-Dokumentation der Wiedervereinigung schon. Ob ANTHRAX in zwei Jahren einfach wieder zum "We've Come For You All"-Line-up zurückkehren können, weiß der buntbärtige Gitarrist nicht, überrascht aber mit folgender Erklärung: "Wir gehen ein Risiko ein, aber auch ohne Reunion hätte es vielleicht kein neues Album gegeben - denn wir können gerade nicht viel tun wegen geschäftlicher Probleme in den USA. Wir sind quasi zur Untätigkeit verdammt, und deshalb ist das Timing dieser Wiedervereinigung perfekt. Ansonsten hätten wir womöglich zwei Jahre zu Hause sitzen müssen." Nicht nur das: "Die Reunion-Tour hilft uns außerdem, uns diese letzte Probleme vom Hals zu schaffen", erklärt Scott mysteriös.

Der Vorschlag für eine Reaktivierung der alten Mitstreiter kam schon 2003 während der Europa-Shows - von Charlie. Und der steckte Scott mit der Idee an: "Die Reunion muss einfach jetzt passieren - weil wir sie vielleicht sonst nie mehr durchziehen. So können wir zumindest mit Joey und Danny zu einem vernünftigen Abschluss kommen." Dabei sollte John Bush sogar ursprünglich mit von der Partie sein, als einer von zwei Sängern bei der "Greater Of Two Evils"-Tour. Bush lehnte das aber "aus verschiedenen Gründen ab", erklärt Scott, "unter anderem, weil er im November Vater geworden ist. Dabei wollen Charlie und ich ihn dabei haben, denn das wäre einfacher. Bush gehört eben seit 13 Jahren dazu!" Das große Geld sieht Scott jetzt nicht anrollen ("Wir werden jetzt nicht plötzlich in Stadien auftreten!"), genausowenig stimmt das Gerücht, Sharon Osbourne habe die Reunion für das Ozzfest angestrengt. Dort spielen die alten/neuen ANTHRAX nämlich nicht, sondern erstmal europäische Festivals. Das wird sich zwar auch sonderbar anfühlen, wie Scott zugibt, aber nicht schlimm werden, da "es nie wirklich persönliche Probleme oder gar Handgreiflichkeiten" zwischen den Musikern gegeben hat. "Hätten wir uns erst in eine Gruppentherapie begeben müssen, wäre die Sache gestorben", versichert der Gitarrist und verweigert alle Spekulationen. "Ich vermag euch nicht zu sagen, was wir in anderthalb Jahren tun werden und wer dann in der Band spielt. Vorstellen kann ich mir allerdings, dass es eine neue Scheibe mit John und Rob geben wird. Nur sicher ist das nicht..."

© Christof Leim