ANTHRAX Spreading The Disease

Review aus Rock Hard Ausgabe 15 Eigentlich schon länger angekündigt war diese Nachfolge-LP des "Fistful Of Metal"-Albums. Wie die meisten von euch ja wissen, ist Sänger Neil Turbin inzwischen durch Joey Belladonna ersetzt worden, und daß dies durchaus ein Gewinn für die Band sein würde, davon konntet ihr euch schon auf der "Armed & Dangerous"-EP überzeugen. Nun ist also endlich auch "Spreading The Disease" erhältlich, und diese LP wird Maßstäbe setzen. ANTHRAX beschreiben sich ja selber nicht als Speed Metal-Band, sondern eher als eine Truppe, die Wahnsinnspower aggressiv und schnell rüberbringt. Schon gleich der Opener 'Air' ist rasend schnell, mit brillanten Soli und einem überragenden Stimmakrobaten. Die nachfolgenden 'Gunslinger' und 'Madhouse' können diesen hohen Standard nicht unbedingt halten, was aber nicht bedeuten soll, daß die Stücke etwa schwach sind - sie übertreffen immer noch mit Leichtigkeit den Einheitsbrei der meisten anderen Veröffentlichungen dieses Monats. 'Stand Or Fall' (eigenwilliges Intro, danach geht wieder ordentlich die Post ab), das folgende 'The Enemy' und der Hammer 'Aftershock' bringen euch fast um den Verstand. Wer bis dahin überlebt hat, der kann sich beim schon bekannten 'Armed & Dangerous' ausruhen, ehe auch hier der Geschwindigkeitspegel in gefährliche Höhen schnellt. Der Nackentöter 'Medusa' bereitet euch auf den Höhepunkt vor, der mit 'Gang Ho' so erbarmungslos schnell zuschlägt, daß ich wirklich Angst um den Zustand der Rock Hard-Leser nach Hören der LP habe. ANTHRAX haben nicht zuviel versprochen, "Spreading The Disease" besitzt mehr Potential und Intelligenz als "Fistful Of Metal", die Stücke sind differenzierter, hier wird nicht nur einfach auf den Instrumenten herumgedroschen. Als Note ist eine 9,5 nicht zuviel, ANTHRAX bewegen sich nämlich mit Sicherheit bereits auf dem gleichen Level wie Metallica oder Metal Church.

FRANK TROJAN
Note 9,5

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TOP 300 Review

Als Metaller ein musikalischer Schlag in die Fresse war, litt „Fistful Of Metal“ an einer mittelprächtigen soundtechnischen Umsetzung. Da war die nachfolgende „Armed And Dangerous“-EP von ganz anderem Kaliber. Außerdem präsentierte man hier mit Joey Belladonna einen neuen Sänger, der seinem Vorgänger Neil Turbin in allen Belangen überlegen war. Ergo durfte man auf den zwoten Longplayer mehr als gespannt sein. Als der schließlich auf Importwegen an heimische Gestade gespült wurde, waren ruckzuck 40 Märker weg. Die Investition hatte sich indes gelohnt, denn Kracher wie das eröffnende Groove-Monster ´A.I.R.´, die geile Single-Auskopplung (!) ´Madhouse´ (das witzige Video flimmerte seinerzeit öfter mal über den Bildschirm) oder die live zumeist vernachlässigten ´Stand Or Fall´ (Speedkeule) und ´Aftershock´ (coole Zappelnummer) boten genau das, was man von den Jungs erwarten durfte. Die absolute Krönung indes war und ist das grande finale, das von der göttlichen Halbballade ´Armed And Dangerous´ eingeleitet, mit der stampfenden Hymne ´Medusa´ fortgesetzt und vom rasend schnellen ´Gung-Ho´ - Drummer Charlie Benante überholt sich hier selbst - fürstlich abgeschlossen wird. So gut waren die Mannen um Scott Ian nie wieder. Erst mit „Sound Of White Noise“ konnte die Band qualitativ hundertprozentig an diesen kreativen Höhenflug anknüpfen, wobei man sich zwischenzeitlich allerdings auch anderen musikalischen Strömungen geöffnet hatte, die kompetent in den nach wie vor metallischen Sound integriert, von beinharten Metallern allerdings nie richtig akzeptiert wurden. Bleibt eigentlich nur die Frage, warum der Typ auf dem Albumcover dem zuvor aus der Band gekickten und dauerkiffenden Bassmonster Danny Lilker ähnelt? Hm...

WOLFGANG SCHäFER
Note

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